Ärzte verfolgen einen schulmedizinischen Ansatz. Dazu gehört eine eher apparativ geprägte Diagnostik und eine medikamentöse Therapie. Physiotherapeuten, Chiropraktiker oder Heilpraktiker wenden andere Therapieverfahren an und empfehlen in der Regel natürliche Präparate bzw. Homöopathie. Beide Behandlungsformen lassen sich aber auch gut kombinieren und ergänzen sich. Hier eine Übersicht der typischen Verfahren bei Arzt und Heilpraktiker.
Das Wichtigste auf einen Blick
Der Besuch eines Therapeuten ist immer mit ein wenig (Zeit-)Aufwand verbunden. Damit Sie wissen, wann der Gang in die Praxis notwendig ist, haben wir wichtige Warnzeichen für Sie zusammengefasst:
- Akute Schmerzen
- Ausstrahlende Symptome, d. h. Schmerzen in Bein oder Arm, aber auch taube Stellen/Lähmungen
- Eingeschränkte Körperbeweglichkeit
- Taubheitsgefühle in jeglicher Körperregion
- Schwindel oder Sehprobleme
Zuallererst: Falls konkrete Beschwerden vorhanden sind, darf der Praxisbesuch auf keinen Fall hinausgezögert werden. Vereinbaren Sie umgehend einen Termin! Der Gang zum (Fach-)Arzt oder Therapeuten ist der erste Schritt in Richtung Besserung.
Die genaue Schmerzbeschreibung gestaltet sich dabei oft komplizierter als erwartet. Laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes sind „Rückenschmerzen eine subjektive Erfahrung, zu der andere nur indirekt Zugang haben. […] Ärzte sind daher auf spontane oder durch Fragen ausgelöste Berichte der Betroffenen angewiesen.“1
Bei Rückenschmerzen ist die erste Anlaufstelle meist der Hausarzt oder Orthopäde. Damit Sie vorbereitet sind und wissen, wie Sie Ihrem Arzt Ihre Rückenprobleme so präzise wie möglich beschreiben können, haben wir eine Übersicht für Sie erstellt.
Am besten bereiten Sie sich schon zu Hause in Ruhe auf das Gespräch mit Ihrem Arzt oder Therapeuten vor. Sie können sich auch ein paar Stichworte zu Ihren Beschwerden oder Fragen notieren, um diese später im Eifer des Gefechts nicht zu vergessen. Auch ihr Arzt oder Therapeut wird Ihnen einige Fragen zu Ihren Beschwerden stellen. Hierbei ist es wichtig, dass Sie offen und ehrlich antworten, auch wenn ein direkter Zusammenhang zwischen den Fragen und Ihren Beschwerden nicht immer unbedingt direkt erkennbar ist.
Damit Sie sich auf das Gespräch vorbereiten können, haben wir einige Fragen aufgelistet, die Ihnen Ihr Arzt oder Therapeut möglicherweise stellen wird:
- Wo genau haben Sie Schmerzen? Sind diese an einer Stelle lokalisiert oder strahlen sie aus?
- Seit wann haben Sie Schmerzen?
- Hatten Sie früher schon einmal Rückenschmerzen oder sind Sie kürzlich gestürzt?
- Sind in Ihrer Familie Rückenleiden bekannt?
- Haben Sie Gefühlsstörungen oder Kraftverlust in Armen oder Beinen?
- Wie stark sind Ihre Schmerzen? Schränken diese Sie im Alltag ein?
- Sitzen Sie viel?
- Bewegen Sie sich regelmäßig? Treiben Sie Sport?
- Wann treten Ihre Schmerzen auf? Eher im Laufe des Tages oder nach dem Aufstehen?
- Haben Sie viel Stress oder fühlen Sie sich überfordert? Leiden Sie unter Ängsten?
Der Arztbesuch: Diagnose, Technik und Methoden
Verschiedene Verfahren stehen Ihrem Arzt zur Verfügung, um eine präzise Diagnostik durchführen zu können.
Im ersten Schritt wird immer ein Anamnesegespräch durchgeführt, in dem Sie Ihre Krankengeschichte beschreiben. Seien Sie ehrlich: Weder eine über- noch untertriebene Problembeschreibung ist zielführend. Eine möglichst klare und abgegrenzte Symptombeschreibung hilft Ihrem Arzt dabei, die möglichen Ursachen für Ihre Rückenprobleme herauszufinden.
Im Anschluss an das Anamnesegespräch findet dann eine körperliche Untersuchung statt. Hierbei achtet Ihr Arzt auf direkt sichtbare körperliche Auffälligkeiten, wie z. B. Wirbelsäulenverkrümmungen, Rundrücken oder Hüftschiefstand.
Zusätzlich zum Anamnesegespräch und der körperlichen Untersuchung stehen dem Arzt verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung, die wir Ihnen im Weiteren genauer erklären möchten:
Röntgen
Die Röntgendiagnostik ist ein bildgebendes Verfahren, mit dessen Hilfe der Arzt vor allem die knöchernen Strukturen darstellen kann. Dabei werden elektromagnetische Wellen (die Röntgenstrahlen) durch den Körper gesendet. Diese durchdringen die verschiedenen Körpergewebe unterschiedlich gut. Knochen werden von Röntgenstrahlen nur schlecht durchdrungen und erscheinen auf dem Röntgenbild daher hell.
Warum verwendet mein Arzt die Röntgenuntersuchung?
Mit Hilfe der Röntgendiagnostik ist der Arzt in der Lage, die knöchernen Strukturen des Rückens (Gelenke, Wirbelkörper, Rippen) zu beurteilen. Dabei sind beim digitalem Röntgen die Aufnahmen sofort verfügbar. Die beim Röntgen verwendete Strahlendosis ist so gering, dass diese selbst bei wiederholten Anwendungen nicht schädlich ist.
Wie verläuft eine Röntgenuntersuchung?
Zunächst findet ein Aufklärungsgespräch statt. Hierbei müssen Sie alle Fragen, insbesondere nach einer bestehenden Schwangerschaft, wahrheitsgemäß beantworten. Für ein ungeborenes Kind ist selbst die geringe Strahlenbelastung des Röntgens schädlich. Des Weiteren ist es wichtig, Schmuck abzulegen. Je nach Körperregion findet die Röntgenuntersuchung im Stehen oder Liegen statt. Hierbei ist es wichtig, dass Sie die Anweisung zur Körperhaltung genau befolgen und während der Aufnahme stillhalten. Nur so wird eine zuverlässige Bildgebung garantiert. Während die Aufnahme erstellt wird, verlässt der Röntgenassistent kurz den Raum. Anschließend bespricht Ihr Arzt das Untersuchungsergebnis mit Ihnen.
Wissenswertes
Bringen Sie bereits erstellte Röntgenbilder und, falls vorhanden, Ihren Röntgenpass mit. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Bundesamtes für Strahlenschutz.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Mit der Magnetresonanztomographie lassen sich Weichteilgewebe, knöcherne Strukturen und sogar Organe darstellen. Dabei kommen sowohl Magnetfelder als auch Radiowellen zum Einsatz. Die Atomkerne der Körperzellen richten sich entlang des Magnetfeldes aus. Durch die zusätzlichen Radiowellen werden die Atome aus der Bahn gebracht. Sobald der Impuls abgeschaltet wird, kehren die Atome wieder in den Ursprungszustand zurück, wodurch ein Signal entsteht, welches durch einen Computer sichtbar gemacht werden kann. Da die Atomkerne in unterschiedlichen Körpergeweben verschieden reagieren, kann der Computer daraus ein Bild errechnen, auf dem die einzelnen Gewebe in unterschiedlichen Graustufen dargestellt werden.
Warum verwendet mein Arzt eine MRT?
Durch die Magnetresonanztomographie lassen sich präzise Schichtbilder anfertigen. Dadurch ist das erzeugte Bild besonders genau. So lassen sich im Detail alle Strukturen des Rückens (Wirbelsäule einschließlich des Rückenmarks, Bänder und Sehnen) beurteilen und mögliche Ursachen für Rückenprobleme entdecken. Dabei ist die Untersuchung nichtinvasiv (Haut/Gewebe wird nicht verletzt) und somit schmerzfrei für den Patienten. Im Gegensatz zur Röntgendiagnostik fällt keine Strahlenbelastung an. Besonders geeignet ist die MRT daher für Schwangere (ab dem vierten Monat) und Kinder.
Wie verläuft eine Magnetresonanztomographie?
Vor der eigentlichen Untersuchung findet ein ärztliches Aufklärungsgespräch statt. Besonders wichtig: Vor der Untersuchung müssen alle metallischen Gegenstände (z. B. Schmuck oder Haarnadeln) abgelegt werden. Falls sich Metall in Ihrem Körper befindet, z. B. Zahnimplantate, Gelenkersatz, Stents o. ä. müssen Sie dies unbedingt dem behandelnden Arzt mitteilen, da es sonst zu Verletzungen kommen kann.
Die MRT-Untersuchung findet im Liegen statt. Sie nehmen zunächst auf einer Liege Platz, welche dann langsam durch eine runde Öffnung in den Magnetresonanztomographen einfährt. In der Regel erhalten Sie Kopfhörer mit Musik, über die Sie auch Anweisungen erhalten können. Nicht erschrecken, die Magnetfelderzeugung verursacht laute, rhythmische „Klopfgeräusche“, die selbst durch die Kopfhörer hindurch wahrnehmbar sind. Abschließend bespricht Ihr Arzt das Untersuchungsergebnis mit Ihnen.
Wissenswertes
Bei Patienten mit Herzschrittmachern oder Cochleaimplantaten ist eine MRT-Untersuchung nicht möglich.
Falls Sie unter Platzangst (Klaustrophobie) leiden, sollten Sie Ihren Arzt darüber informieren. Gegebenenfalls kann Ihnen ein Beruhigungsmedikament verabreicht werden, um die Untersuchung angenehmer für Sie zu gestalten.
Teilweise wird der Einsatz von Kontrastmitteln für die Untersuchung notwendig, um die diagnostische Genauigkeit zu verbessern. Diese werden mittels einer Spritze in die Vene verabreicht. Patienten mit Spritzenangst (Trypanophobie) sollten im Vorhinein ein klärendes Gespräch mit ihrem Arzt führen.
Ultraschall
Der Ultraschall, in der Fachsprache „Sonographie“ genannt, ermöglicht es dem Arzt, „in den Körper zu schauen“. Weichteile, wie Bänder, Sehnen und Muskeln können durch den Ultraschall sichtbar gemacht werden. Knochen und Knorpel sind mittels Ultraschall jedoch weniger gut darstellbar.
Das Funktionsprinzip ähnelt dem Echolot von Delphinen oder Fledermäusen: Schallwellen (im nicht hörbaren Bereich) werden ausgesandt, auf einer Oberfläche reflektiert und zurückgeworfen. Ein Gerät berechnet dabei den Abstand, die Zeit sowie die Intensität der reflektierten Schallwellen. Die Ergebnisse werden visuell dargestellt und sind direkt auf einem Bildschirm sichtbar.
Warum verwendet mein Arzt Ultraschall?
Sinn und Zweck einer Ultraschalluntersuchung im Zusammenhang mit Rückenproblemen ist es, die Bänder, Sehnen, Muskeln und die Gelenke zu begutachten, um mögliche Veränderungen festzustellen.
Wie verläuft eine Ultraschalluntersuchung?
Die Ultraschalluntersuchung ist nichtinvasiv, schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen für den Patienten. Das Gewebe wird nicht verletzt und die für die Untersuchung nötigen Instrumente werden nicht in den Körper eingeführt.
Zunächst wird ein Gel auf die Haut aufgetragen, um eine gute Schallweiterleitung zu garantieren. Nun verwendet Ihr Arzt den sogenannten Schallkopf und bewegt ihn über den zu untersuchenden Körperabschnitt. Das erzeugte Bild wird digital angezeigt. Abschließend bespricht Ihr Arzt das Untersuchungsergebnis mit Ihnen.
Der Besuch beim Heilpraktiker: Anamnese und Verfahren
Auch beim Heilpraktiker bildet eine gründliche Anamnese die Grundlage für die weitere Behandlung. Nach Erörterung der Krankheitsgeschichte erfolgt die körperliche Untersuchung. In der Folge können u. a. diese Verfahren zum Einsatz kommen – ggf. ergänzend zu den oben beschriebenen Verfahren:
Akupunktur
Die Akupunktur ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin. Diese geht davon aus, dass die Lebensenergie (Qi) des Menschen entlang des Körpers in Bahnen, den sogenannten Meridianen, fließt. Auf den zwölf Hauptmeridianen finden sich über 360 Akupunkturpunkte, die während der Akupunktur mit Hilfe von dünnen Nadeln stimuliert werden. Da die Ohrmuscheln besonders eng mit den Schmerzzentren des Gehirns verbunden sind, ist die Ohrakupunktur besonders effektiv.
Dorn-Therapie
Mit der Dorn-Therapie können verschobene Rückenwirbel, aber auch andere Gelenke, schmerzlos und sanft in ihre natürliche Lage zurückbewegt werden. Der Therapeut respektiert dabei Ihre individuelle Belastungs- und Schmerzgrenze. Durch die Repositionierung der Rückenwirbel kann somit einer Fehlhaltung vorgebeugt werden, die oftmals Anlass für Muskelschmerzen ist.
Massagen
Zentraler Bestandteil der physikalischen Therapie. Verschiedene Formen der Massage können je nach Ausprägung der Beschwerden zur Entspannung und Stärkung der Rückenstrukturen zum Einsatz kommen. Die Breuß-Massage z. B., als bedachte Art der Massage, erreicht auch tiefere Muskelschichten des Rückens und kann Myogelosen, also Muskelverhärtungen, lösen und Sie oftmals von Ihren Rückenschmerzen befreien.
Phytotherapie
Die Pflanzenheilkunde gehört zu den ältesten Heilverfahren überhaupt und wird in vielen Heilpraktikerpraxen angewendet. Auch gegen Rückenbeschwerden stehen Phytotherapeutika (Präparate mit natürlichen Wirkstoffen, die aus Pflanzen gewonnen werden) zur Verfügung.
Chiropraktik
Die Chiropraktik behandelt mittels spezieller Handgriffe Funktionsstörungen des Bewegungsapparates. Insbesondere Gelenkblockaden können so gelöst und behandelt werden. Ziel ist es, die normale Beweglichkeit wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern.
Elektrotherapie
Bei der Elektrotherapie werden elektrische Ströme zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Häufig wird die Elektrotherapie zur Schmerzlinderung angewandt. Die Muskulatur wird gelockert, die Durchblutung gefördert und so die Heilung verbessert.
Thermotherapie
Bei der Thermotherapie wird gezielt Kälte (Kältetherapie) oder Wärme (Wärmetherapie) eingesetzt, um körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Verspannungen oder Entzündungen zu lindern.
Taping
In den USA und Japan wird das Anlegen eines elastischen, selbstklebenden Verbandes (Tape) schon lange praktiziert. Auch bei uns wird das sogenannte Tapen immer beliebter. Die Behandlung dient der Unterstützung geschwächter oder geschädigter Gelenke, Muskeln, Sehnen oder Bänder, der Durchblutungsförderung und der Schmerzreduktion.
Ganzheitliche Behandlung von Rückenschmerzen
Ein ganzheitlich arbeitender Therapeut oder Heilpraktiker betrachtet allerdings nicht nur die Wirbelsäule und die Muskulatur. Ebenfalls richtet er seinen Fokus auf den psychischen Aspekt Ihrer Rückenschmerzen, erstellt passende Therapiekonzepte, die individuell auf die Beschwerden jedes einzelnen Patienten abgestimmt sind. Darin ergänzen sich oft auch die klassische Schulmedizin durch anerkannte Naturheilverfahren und die klassische Homöopathie sowie die Einnahme von Schüßler-Salzen.
Nach dem Besuch eines Therapeuten
Jetzt sind Sie an der Reihe. Halten Sie sich möglichst genau an die Anweisungen Ihres Arztes bzw. Heilpraktikers und nehmen Sie, falls Arzneimittel verordnet wurden, diese regelmäßig nach Vorschrift ein. Nur so können die Arzneimittel ihre volle Wirkung entfalten und zu Ihrer Genesung beitragen.
Wenn Sie Krankengymnastik oder Physiotherapie verordnet bekommen haben, empfiehlt es sich, die Übungen auch zu Hause nach Anweisung des Therapeuten durchzuführen. So können Sie effektiv Ihren Rücken stärken und neuen Problemen vorbeugen.
Einige Übungen für Ihr tägliches Training haben wir Ihnen hier zusammengestellt:
Quellenangaben
1
Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 53 - Rückenschmerzen. Verfügbar unter: www.gbebund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon. Zuletzt zugegriffen am 19.05.2020